Heute möchte ich euch etwas über Geduld in der Fotografie erzählen. Vor 14 Tagen war ich mit Tim Boy im Berchtesgadener Land unterwegs. Unter anderem Stand auch die Kapelle der Seligpreisungen auf unserer Liste. Diese wollten wir zum Sonnenuntergang ablichten, am Besten noch im Hintergrund mit Alpenglühen am Watzmann, so zumindest unsere Wunschvorstellung.

Am ersten Abend jedoch mussten wir feststellen, dass unmittelbar an der Kapelle ein großer Traktor stand, dieser passte leider überhaupt nicht Bild. Auch eine andere Perspektive half nicht, man konnte den Traktor nicht ausblenden. Zu unserem Glück war der Sonnenuntergang an dem Tag eher bescheiden, sodass wir nicht so arg ärgerten.

Den zweiten Versuch starteten wir einen Tag später, auch an diesem Tag war das Wetter eher bescheiden gemeldet. Wir waren dieses mal früh genug vor Ort um zu checken ob wieder ein Traktor unser Motiv versperrte. Wie hatten jedoch Glück und dieses Mal war die Kapelle frei. Gegen 18:30 bauten wir unsere Kamera zum ersten Mal auf und suchten nach einem passenden Bildausschnitt. Der Himmel war jedoch ziemlich bewölkt. Auf dem Wetterradar unserer App konnten wir auch schon erste Gewitter entdecken die genau auf uns zu zogen.

Gegen 19 Uhr war es dann soweit, die Gewitterfront war direkt vor unserer Nase. Wir machten jeder noch 4-5 Bilder und dann fing es auch schon an, heftig zu regnen und zu stürmen. Eines der letzten Bilder, dass ich machen konnte war folgendes:

Es regnete und stürmte nun fast zwei Stunden lang ununterbrochen. Wir konnten nichts anderes machen als warten und uns in Geduld üben. Pünktlich zum Sonnenuntergang war das Gewitter vorüberzogen und es hörte auf zu regnen. Gleichzeitig ging auch das Licht an der Kapelle an. Dies ermöglichte mir dann ein Bild zur blauen Stunde mit einem tollen Blick auf den Watzmann im Hintergrund.

Als wir unseren vermeintlichen Top-Shot im Kasten hatten, wollten wir schon aufbrechen. Doch gegen 22 Uhr wurde es kälter und es bildete sich Nebel über Berchtesgaden. Dieser zog dann auch noch passend in unseren Bildausschnitt. Tim und ich ließen uns das natürlich nicht entgehen und machten noch ein paar coole Bilder mit aufziehendem Nebel.

Dieser Abend zeigt sehr gut, dass man mit einer Location geduldig sein muss. Gerade in den Bergen wechselt das Wetter so schnell, dass sich innerhalb weniger Stunden, manchmal sogar weniger Minuten verschiedene Lichtstimmungen ergeben. Aufgrund dessen bieten sich immer neue unterschiedliche Motive an der gleichen Location. Wären Tim und ich direkt bei dem Gewitter wieder gefahren, so hätten wir die beiden letzen Bilder nicht gemacht. Deshalb lohnt es sich manchmal geduldig zu sein und eine Location auch zwei oder dreimal zu besuchen bis man mit dem Bild zufrieden ist.